Maschinenschriften
20 November 2022

Geht mir weg mit "knusprig"

Daniel Biallas
Geht mir weg mit "knusprig"  Mit Essensvorlieben ist es schon irgendwie seltsam. Bei vielen Dingen scheint es allgemein anerkannt zu sein, dass man sie mögen kann oder auch nicht. Zahlreiche Dialoge in den sozialen Medien scheinen dies zu bestätigen - ich sage nur "Rosenkohl" oder "Pizza Hawaii". Andere Dinge scheinen von einer so großen Mehrheit gemocht zu werden, dass es oft großes Erstaunen auslöst, wenn jemand beispielsweise sagt, dass si:er keine Schokolade mag. Dabei ist das doch prinzipiell nicht weniger nachvollziehbar. Ich persönlich mag geschmacklich sehr viel, jedoch hat man bei Obst recht große Chancen, etwas zu finden, was mir nicht schmeckt. Äpfel, Birnen und Erdbeeren sind super, Weintrauben und Pfirsiche sind auch fein, aber Bananen, Johannisbeeren und Ananas würde ich, verschwänden sie plötzlich aus den Läden, nicht vermissen. Von Rhabarber ganz zu schweigen - wobei ich da die Erfahrung gemacht habe, dass fast immer, wenn mir ein Stück Rhabarberkuchen angeboten wurde, auf meine höfliche Ablehnung versichert wurde, dass dieser spezielle Kuchen ganz anders schmecke als die, die ich sonst so kennen würde. Das mag ja sogar stimmen, aber höchstwahrscheinlich schmeckt er eben immer noch nach Rhabarber.  Was ich aber eigentlich erzählen wollte, ist, dass mir sehr oft das Mundgefühl wichtiger ist als der Geschmack, wenn es um die Frage geht, ob ich etwas mag oder nicht. Und damit komme ich zu den Punkt, mit dem ich ganz gern mal für hochgezogene Augenbrauen sorge: ich kann mit knusprigem Speck nichts anfangen, das ist mir im Mund unangenehm. Kocht der Speck irgendwo mit, esse ich ihn gern, aber diese hart gegrillten Scheiben sind nicht meins. Und nein, auch die gebratenen Speckwürfel, die in meiner Region oft zusammen mit Croutons auf den Feldsalat wohnen, lasse ich gerne weg. Genauso bin ich übrigens der Auffassung, dass man meinetwegen, wenn man etwas in Ofen mit Käse überbäckt, gerne dann aufhören darf, wenn der Käse geschmolzen und goldgelb ist und beim Essen Fäden zieht. Ich brauche es weder goldbraun noch hart. Nun liest sich das so, als sei ich eben ein Weichfutterer, aber ganz so ist es dann auch nicht. Zumindest bei Dingen wie Krustenbraten oder gegrillter Haxe mag ich den knusprigen Anteil sehr und am Brot mag ich auch die Endstücke am liebsten. Geschmack ist eben doch etwas seltsames, was sich nicht logisch begründen lässt. Das Mundgefühl von Milchreis finde ich beispielsweise ganz schrecklich, aber beim Risotto stört es mich überhaupt nicht. Und durchgegartes Eigelb geht für mich nur, wenn das Ei kalt ist weswegen ich Frühstückseier lieber etwas zu kurz als etwas zu lange koche, da mich flüssiges Eiweiß im warmen Ei weniger stört als gehärtetes Dotter. Und während ich all dies schreibe, stelle ich erstaunt fest, dass ich insgesamt doch weitaus wählerischer bin, als ich von mir gedacht hätte, In diesem Sinne: Guten Appetit, wobei auch immer.

This article was updated on 24 Januar 2024

  • hermes baby

Daniel Biallas

Previous Lange Autoreisen
Next Festtagsgedanken

Powered by Publii